Oktoberzeit in Shevgaon
Liebe Blogleserinnen
und Blogleser,
es tut mir sehr
leid, dass mein letzter Eintrag nun schon so lange her ist. In den
letzten Wochen war ich sehr viel unterwegs, habe viel gearbeitet und,
da ich eben auch Daten für meine Bachelorarbeit sammle, viele Dinge
notiert, erfasst und erhoben. Das nimmt auch immer einige Zeit in
Anspruch.
Auf jeden Fall geht
es mir hier nach wie vor sehr gut.
Vor zwei Wochen war
ja hier das große Kirchenfest. Yatra. Oder auch allgemeiner gesagt:
Feast. Das war sehr schön. Einmal, weil ich das erste Mal meinen
eigenen Sari anziehen konnte, der ausgesprochen bequem war, und dann,
weil es einfach ein typisches, indisches, katholisches Fest war.
Neben sehr viel Predigten, Danksagungen und eine Unmenge an kleinen
Shops, die rund um die Kirche aufgebaut waren, gab es natürlich auch
sehr viel gutes Essen. Außerdem waren viele Besucher da, mit denen
ich mich ausgesprochen ausführlich über meine Zeit hier unterhalten
habe. Das indische Englisch verstehe ich nämlich inzwischen sehr
gut.
Dann kamen, für
mich völlig überraschend, vier deutsche Gäste zu Besuch. Sie waren
für vier Tage hier im Kloster und haben sich das Krankenhaus
angesehen. Einer von ihnen reist regelmäßig nach Indien, um sich
die verschiedenen Projekte anzusehen, die er unterstützt und hat
zwei Freunde als Reisebegleitung mitgebracht. Der Vierte hat eine
Kooperation mit Sister Hilda gestartet, die beinhaltet, dass ab
voraussichtlich 2017, Krankenpflegeschüler aus Deutschland hier ein
mehrwöchiges Praktikum absolvieren können. Bestimmt werden
Freiwillige, die in dieser Zeit hier sind, später davon mehr
berichten.
Auf jeden Fall hat
es mir sehr gut getan, ein wenig mit „Landsleuten“ über meine
Arbeit und meine Erfahrungen hier zu reden. Auch, wenn es ja im sehr
großen Teil sehr gute Erfahrungen sind, tut ein gewisser Austausch
immer gut.
Sie waren übrigens
sehr von dem neuen Labor beeindruckt, was ja auch mit viel Hilfe von
INGEAR entstanden ist. Ich habe dann gleich ein bisschen mehr
darüber erzählt und soll allen Beteiligten auch von ihnen ein
herzliches Dankeschön aussprechen.
Morgenverkehr in Ahmadnagar |
In den nächsten
Tagen sind wir dann zu fünft ein bisschen herumgereist. Ich habe nun
Aurangabad, Ahmadnagar und Pune besucht und muss wirklich sagen, dass
mir alle drei Städte ausgesprochen gut gefallen haben. Natürlich
hat sich auch die ein oder andere Shoppinggelegenheit ergeben, sodass
ich inzwischen stolze Inhaberin von drei Saris, fünf indischen
Oberteilen, sehr viel Schmuck, klassischen, indischen Flipflops (die
man hier wirklich braucht) und vor allem auch Ohrenstäbchen und
Schokolade bin.
Auf den Hin-und
Rückwegen haben wir außerdem in ganz verschiedenen Orten Pause
gemacht und dort neben einem Tee auch immer das dort ansässige
Projekt vorgestellt bekommen. Das war auch sehr interessant. Ein
Projekt hat sich zum Beispiel mit Wassergewinnung beschäftigt.
Gerade hier wird das immer mehr zum Thema. Seit mehr als einem Monat
hat es nicht geregnet und alle warten verzweifelt auf die ersten
Tropfen.
Weitere Verkehrsteilnehmer... |
Nun ist also schon
mehr als die Hälfte meiner Zeit hier vergangen und das kann ich kaum
glauben. Aber vor mir liegen noch vier weitere Wochen und darüber
bin ich gerade sehr froh. Bis zum Ende dieser Woche werde ich noch im
Kreißsaal sein. Die nächste Woche verbringe ich dann in Pathardi.
Eine Freiwillige hat in einem anderen Blog schon mehr darüber
berichtet. In Pathardi leiten drei Nonnen eine Art Geburtshaus. Trotz
der relativ kleinen Größe, kommen dort jährlich 3500 Kinder zur
Welt. Es ist wirklich Wahnsinn, was die Schwestern dort leisten. Es
gibt keine Operationsmöglichkeiten und nur sehr wenig elektronische
Geräte, die unter der Geburt Verwendung finden. Für mich als
Hebamme ist das natürlich eine einmalige Chance, sehr viele Dinge zu
sehen und zu lernen, weil das Personal dort das Allermeiste allein
meistert. Nur im Notfall oder, wenn es nicht anders geht, werden die
Patientinnen dann in ein anderes Krankenhaus verlegt (zum Beispiel
hierher nach Shevgaon). Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die
Zeit dort und bin gespannt.
Danach bin ich für
eine Woche auf der Wochenbettstation hier im Nityaseva Hospital,
bevor ich dann die letzten Tage damit verbringen werde, mit den
Social Workers in die angrenzenden Dörfer zu fahren und sie bei
ihrer Gesundheitsarbeit zu begleiten.
Von meinen
Erlebnissen dort berichte ich dann natürlich zu gegebener Zeit.
Ich kann wirklich
nur immer wieder sagen, dass die Zeit hier wie im Flug vergeht und
jeden Tag etwas passiert, was neu, anders oder unvorhergesehen kommt.
Aber eben im positiven Sinne.
Viele Grüße aus
dem 35 Grad Shevgaon,
Eure Sophie
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