09.12.2011

Hallo meine Lieben,

da bin ich wieder. Leider bin ich wegen meines neuen Freundes, einem Abszess in der Axilla derzeit ausser Gefecht gesetzt. Man glaubt der hat sich wegen der Keime im Dusch-Wasser entwickelt, die unser schwaches Immunsystemn nicht gewohnt ist. Es ist allerdings allen unerklärlich wie ich den jetzt im "eisigen Winter" entwickeln konnte, wo die Einheimischen den doch nur im Sommer bekommen. Ein Bild von ihm erspare ich Euch an dieser Stelle. Bei Interesse einfach Kommentar anfügen :-)

Gestern war das Krankenhausfest. Es war ziemlich viel los, eine Menge von Aufführungen, viel zu Essen und das wars dann auch schon wieder. Komischer Weise laufen alle Feste ähnlich ab. Man isst eine Menge, dann gibt es ein paar Reden und Aufführungen und dann ist alles sofort vorbei. Alle gehen heim. Ein lustiges Beisammensein wie bei uns fehlt irgendwie. Da lobe ich mir unser berauschendes Betriebsfest im BKH Regensburg ;-).

Auf vielfachen Wunsch werde ich nun mal meine Tätigkeiten im KH aufführen:

7.30 Uhr: Dienstbeginn, kurze Übergabe (ca. 2 min. für 80 Patienten),

danach Betten machen: Das heißt hier Laken umdrehen! Ich konnte es anfangs gar nicht glauben, aber die drehen hier wirklich Tag für Tag fleißig die Laken um. Decken werden ausgeschüttelt (das sind auch Laken).


Teilweise reichen die auch nicht und Angehörige bringen irgendwelche Stoffe mit, sehr beliebt alte Saris, weil die so groß sind. Die waschen sie dann hier im Innenhof und hängen sie an der Leine oder im Gebüsch auf.
Deswegen sieht es rund ums Krankenhaus so aus.


Für was noch alles alte Stoffe hergenommen werden erspare ich Euch. Nur so viel: auf der Wöchnerinnenstation sind sie viel im Einsatz....







So, nach dem Betten machen kommt die Injektions-Runde. Es bekommen ca. 80 % der Patienten
i. v.-Medikamente. Überwiegend Atibiotika und Ranitic für den Magen. Da ich derzeit selbst Antibiotika nehmen muss kann ich sagen das Ranitic ist äußerst sinnvoll. Habs einmal weggelassen und das war gar nicht gut!
Mit dieser Runde ist man ca. 2 Stunden beschäftigt. Viele Antibiosen müssen im Zimmer aufgelöst werden weil die Patienten diese selbst kaufen müssen und so selbst haben. Viele brauchen wieder neue Rezepte weil sie keine mehr haben. Das wird alles irgendwie nicht richtig geplant. Dann laufen die erst mal los und besorgen neue usw. Dann verbringt man sehr viel Zeit mit Braunülen-Legen. Die Zugänge halten hier immer nur 2 Tage. Ich weiß nicht warum, könnte mir aber vorstellen dass es mit den vielen Antibiosen zusammenhängt. Außerdem werden die immer mit nur 5-10 ml sterilem Wasser aufgelöst und direkt gespritzt. Kurzinfusionen gibts kaum.
Erschwert wird das Ganze zusätzlich durch die vielen Patienten pro Zimmer und durch die Angehörigen. Erst mal muss man rausfinden werd Angehöriger ist und wer Patient und dann Namen rufen. Die Reaktionen sind meist ein kleinlautes piepsen von "ho", was ja bedeutet. Die kriegen einfach den Mund nicht auf, auch nicht bei den einheimischen Krankenschwestern. Und man ruft heir alle mit Vornamen, was heißt dass pro Zimmer schon mal 3 oder 4 mit dem gleichen Namen liegen können. Dann piepsen halt 4 "ho". Naja, äußerst durcheinander irgendwie.



Leichter wirds ab 9 Uhr. Da läuft einer der Watchmen mit einer Trillerpfeife durch die Stationen und schmeißt die Angehörigen für 1-2 Stunden raus. Dann sperrt er das Tor zu und man hat ein bisschen mehr Ruhe.

Das Gittertor im Hintergrund ist sein Arbeitsplatz. Wenn das zugesperrt ist tummeln sich da die ganzen Angehörigen und betteln wieder rein zu dürfen. Obwohl das täglich das selbe Spiel ist geben sie nicht auf. Hat irgendiwe was vom VIP-Eingang bei Teenie-Konzerten.








Nach der Spritzenrunde ist dann auch schon Tee-Pause. Eine halbe Stunde. Danach laufen die Visiten, OP-Vorbereitungen, Blutentnahmen und Verbandswechsel. Für Letzteres gibt es einen extra Raum. Habe leider kein Foto davon. Da warten die Schwestern dann bis die Patienten nach und nach auflaufen. Ob die gehen können oder nicht oder wie die dahion kommen ist das Problem der Angehörigen, wie so Vieles.

Dann ists auch schon 12.30 Uhr und Zeit für Mittagessen und Siesta.

Um 16 Uhr gehts dann weiter. Zu Beginn eine Übergabe (ca. 1 min.) und dann die Abend-Injektionsrunde. Selbes Spiel wie am Morgen. Bis 18.30 ist man damit fertig und dann evtl. noch eine halbe Stunde Tupfer-Rollen und dann Feierabend um 19 Uhr.

Also pflegerische Tätigkeiten wie wir sie in Deutschland kennen fallen gänzlich weg. Das haben die Angehörigen zu erledigen. Wenn man hier einen Katheter zieht, dann wird der einfach entblockt und man ist fertig. Den Rest machen die Relatives. Prima. Für Transfers von der OP-Liege ins Bett oder so werden auch mal ein paar Leute auf dem Gang angeheuert. Die Schwestern sagen ihnen dann was sie zu tun haben und stehen daneben und schauen mit kritischen Blicken zu. Sehr rückenschonendes Arbeiten hier. Besser wie jede Kinästhetik ;-). Aber auf Dauer wenig anspruchsvoll und nicht erfüllend. Da der gemeine Inder, wie ich ihn kennengelernt habe jedoch stets zufrieden ist und eh keine Lust auf anspruchsvolle Sachen hat, sind die hier ganz glücklich mit ihrem Job.

Da bin ich mal tierisch froh, dass ich mich nicht meinem Schicksal fügen muss und bald wieder zu Hause in good old Germany der beruflichen Erfüllung nachhechten kann ;-).



So zu guter letzt noch ein Bild von einem Stationsteam:
Auf dem Bild sieht man eine Krankenschwester (im blauen Sari), eine Stationshilfe (lila Sari) und einen Pfleger im klassisch indischen Outfit :-).

Also Papa keine Angst, ich werde keinen Inder heiraten sondern ganz sicher wieder nach Hause kommen :-)





So, genug für heute. Ich wünsche Euch was, genießt die Weihnachtsstimmung für mich mit, gerne auch mit ein paar Glühlis:-).

Bis bald,
Christina

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