Ich melde mich zurück vom Nityaseva Hospital!

Die letzten zwölf Tage habe ich in Pune, Goa und Mumbai verbracht. Nach Pune hat mich die EinIadung von Schwester Nirmala geführt. Sie ist vor zwei Wochen aus Deutschland wiedergekommen und hat ihren Urlaub damit verbracht, all ihre Verwandten zu besuchen, die sie seit eineinhalb Jahren nicht gesehen hat. Von Shevgaon aus habe ich mich also mit dem Bus auf den Weg nach Pune gemacht. Dort angekommen werde ich gleich an der Bushaltestelle "eingesammelt" und wir nehmen eine Rikscha zur Wohnung von Nirmalas Schwester, Margareta.  Hier wird mir die Indische Gastfreundschaft in einem Maße entgegengebracht, das ich zuvor noch nicht erlebt habe. Besonders, wenn man weiß, dass man mehr als ein paar Stunden zu Gast sein wird macht man sich im voraus Gedanken, wie alles wird. Umso mehr hat es mich überrascht wie unkompliziert und herzlich ich aufgenommen wurde und dass ich mich zu keinem Zeitpunkt als Last empfunden habe. Schwester Nirmala ist von ausgesprochen fröhlicher Natur und es ist eine Freude, sich mit ihr zu unterhalten. Gerade weil sie auch Deutschland kennt und weiß, wo ich herkomme, finden wir viele interessante Themen. Als ich Frage, was ihr besonders gefallen hat in Deutschland schwärmt sie davon, wie organisiert alles ist, z.B,  die Verkehrsmittel und auch davon, dass man als Frau spazieren gehen kann ohne Angst zu haben. Als es gestern beim Abendessen noch einmal um Deutschland geht kommen - bestimmt auch bedingt durch die gerade sehr hohen Temperaturen - Themen wie "Milch und Honig", Eiscreme und Schwimmbäder dazu. Obwohl ich mir natürlich bewusst bin, dass Deutschland, je nach dem wo man herkommt ein ebenso exotisches Reiseziel ist wie Indien, ist es interessant einmal auf diese Weise die Perspektive zu wechseln.

Zurück zu meinem Wochenende in Pune. Den Freitagabend haben wir zu Hause verbracht. Die Wohnung der Familie ist mit drei Zimmern verhaltnismäßig groß. Nicht wie man eigentlich vermutet das Wohnzimmer, sondern vielmehr der Balkon ist das Zentrum des Familienlebens. Hier wird nicht nur Wäsche getrocknet, sondern auch gegessen und entspannt. Eigentlich bietet er mit Blick auf die Straßenkreuzung vorm Haus, den Shop gegenüber und dem allabendlichen Gemüsemarkt sogar eine Alternative zum Fernsehen. Es ist wirklich immer etwas los. Vor dem Abendessen steigen wir mit Akash ,Trupti und Kumal ( Nirmalas Neffen und Nichte ) auf die Dachterasse. Der Ausblick auf die Lichter der Stadt und den "aufgehenden" Mond ist toll. Ich genieße den Moment und auch die kühle Brise tut nach einem Tag im Stadttrubel gut.

Am Samstag wird in der ganzen Stadt lautstark der Geburtstag von Shiva gefeiert. Um halb fünf zieht ein Trommelzug praktisch direkt am Schlafzimmerfenster vorbei und mich amüsiert die Situation am Morgen, als mich Margareta fragt, ob ich davon etwas mitbekommen habe - in Indien hat man ein anderes Verhältnis zur Lautstärke. Den Tag nutzen wir um uns die Stadt anzugucken, unter anderem auch die "Phoenix Market City", eine Shoppingmall, auf die jedermann stolz ist. Im obersten Stockwerk finden sich Restaurants aller größeren Fastfoodketten und ich gebe ein McFlurry aus, Eiscreme kommt bei dem Wetter hier immer gut an. Aus Neugier habe ich einmal die Temperaturen recherchiert und die haben sich jetzt bei ca. 40 Grad eingependelt. Die Osterstimmung hat sich an diesem Wochenende in Grenzen gehalten, aber die Open Air Messe am Samstagabend mit mehr als 3000 Besuchern war ein besonderes Erlebnis. Zur Feier des Tages wurde ich passend mit einem Sari eingekleidet. Vorher war es mir ein Rätsel, wie man in diesem Kleidungsstück bequem Motorad fahren kann. Aber es funktioniert!

In Goa habe ich Indien aus vollkommener Touristenperspektive erlebt. Zusammen mit meiner Schwester, die bis vor kurzem studienbedingt in Indien war, habe ich eine Woche in Palolem verbracht, einem zurzeit recht ruhigen Küstenort, der zum größten Teil vom Toursimus lebt. Die meiste Zeit waren wir am Strand - oder wir haben sie genutz, um unseren kulinarischen Horizont zu erweitern. Nach dieser erholsamen Woche habe ich mir noch einen kurzen Eindruck von Mumbai verschafft und mich dann auf den Rückweg nach Shevgaon gemacht. Am Flughafen treffe ich die "Delhi Dare Devils", ein beliebtes Cricketteam. Cricket ist in Indien Nationalsport und dementsprechend waren die Schwestern ganz aufgeregt als ich ihnen davon berichtet habe.

Insgesamt war diese kleine Reise eine Zeit voller neuer Eindrücke. Ich habe Indien einmal von einer neuen Seite gesehen, viele gute Begegnungen gehabt und freue mich nun auf die nächsten Wochen im Praktikum, denn seit gestern bin ich im Delivery Room, also im Kreißsaal eingesetzt. Ganz bald werde ich von meinen Erfahrungen dort berichten.

Bis dahin alles Gute!
viele Grüße von Rieke


 
                                                                              ... Bau eines Minaretts.

                                                                               ....Margareta, Trupti und ich.

                                                                               ...Schwester Nirmala.



                                                          ...meine "Gastfamilie" für ein Wochenende
.
                                                                                   ... nach Sonnenuntergang.

                                                                                      ...und kurz davor.


                                                                   ...die Kühe. Sie sind wirklich überall.

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