साडी
Hallo alle zusammen,
einen ganz
herzlichen Gruß aus Shevgaon. Jetzt ist schon wieder eine Woche
vergangen und inzwischen bin ich schon seit einem Monat hier. Ein
Drittel meiner Zeit ist also schon vergangen...fast unvorstellbar.
Mir geht es
weiterhin ausgesprochen gut.
In der letzten Woche
habe ich eine grüne Chilli-Bohne für eine Grüne Bohne gehalten
(die es hier nämlich auch sehr oft gibt) und sie lockerflockig
verspeist. Leider war das keine gute Idee, denn das hat mich für
einen Tag wirklich außer Gefecht gesetzt. Die Nonnen haben mir dann
eine strenge Diät verordnet und ganz genau darauf geachtet, welche
Sachen ich essen darf und welche nicht. Und extra für mich Milchreis
und Kartoffeln gekocht. Darum ging es mir auch sehr schnell wieder
besser. Und ich wusste ja auch, dass es an dieser Chilli-Bohne lag.
Meine Woche im
Kreißsaal verlief ganz normal. Wieder gab es sehr viele Geburten und
wieder habe ich darüber gestaunt, wie schnell und meist
unkompliziert die Frauen hier entbinden. Manchmal ist der Kreißsaal
leer, obwohl eigentlich neun Frauen „unter der Geburt sind“. Aber
sie kommen wirklich nur auf ein Kreißbett, wenn die Zeit reif ist,
oder es aus irgendeinem Grund erforderlich ist. Ansonsten warten sie
einfach vor dem Kreißsaal mit ihren Angehörigen, was da kommen mag.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Arbeitsweise im Kreißsaal
hier wirklich sehr entspannt ist. Schon allein die Gangart ist sehr
gemächlich und niemals zu schnell. Da komme ich wirklich aus einer
ganz anderen Ecke, denn die Hebammenausbildung in Deutschland ist
schon doch ziemlich auf Schnelligkeit, Akkuratheit und Fleiß
ausgelegt. Aber natürlich kann man weder alle indischen, noch alle
deutschen Hebammen über einen Kamm scheren. Ich werde jedenfalls
einfach versuchen, ein bisschen von der, hier hochangesehenen,
Gelassenheit mit nach Deutschland zu nehmen.
Am kommenden Samstag
ist hier in der Kirche ein großes Fest. Darum findet jeden Abend um
18.30 Uhr ein Gebet statt. Außerdem sind immer wieder Besucher im
Kloster, die mit den Nonnen essen und beten. Und weil das anstehende
Fest wirklich ganz schön groß ist, sind alle irgendwie ein bisschen
aufgeregt und auch angespannt. Das ist nicht schlimm….vielmehr
liegt einfach irgendetwas in der Luft.
Ich bin auf jeden
Fall sehr gespannt, wie das wird und werde dann davon erzählen.
Außerdem habe ich
gestern eine sehr erfolgreiche Einkaufstour hinter mich gebracht. Die
erfolgreichste seit meiner Ankunft hier. Davor habe ich mir einen
kleinen Zettel geschrieben, was ich alles brauche und möchte. Und
vor allem: Wie das ungefähr aussehen soll. Hier ist es nämlich
immer gut zu wissen, was genau man sucht, weil man sonst zwischen den
100000 Möglichkeiten untergeht. Andererseits darf man aber auch
keine zu großen Vorstellungen haben, weil es das, was man möchte,
nie so richtig gibt (außer natürlich zum Beispiel die getrockneten
Datteln aus beispielsweise dem kleinen Geschäft gegenüber der
Busstation).
Auf jeden Fall habe
ich jetzt endlich meinen ersten, eigenen Sari. Den zu kaufen, war gar
nicht so leicht, weil ich eben ungefähr wusste, welche Farben ich
suche. Aber grün ist nicht gleich grün und blau nicht gleich blau
und so ein Sarivorrat in den shevgaonischen Geschäften riesig. Aber
schlussendlich habe ich den richtigen gefunden und das Material für
entsprechende Oberteile zum Nähen gegeben. Wenn alles gut geht, kann
ich ihn also am Samstag gleich mal anziehen. Und wenn ich ihn mir so
ansehe, dann denke ich wirklich, dass da noch der ein oder andere
Sari dazukommen wird. In jedem Fall werde ich aber auch dafür wieder
Hilfe brauchen. Vielleicht wird das mit jeder Woche besser, aber
gerade könnte ich mir nicht vorstellen, allein auf eine
Shopping-Tour nach Shevgaon aufzubrechen. Ich wäre einfach total
überfordert und würde wahrscheinlich überall viel zu viel
bezahlen. Und zu zweit macht es eh auch mehr Spaß.
Viele Grüße aus
Indien,
Sophie
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