Angekommen
Hallo liebe
Blogleserinnen und -leser,
ich bin nun schon
seit fünf Tagen in Shevgaon und wollte euch ein bisschen schreiben,
wie es mir geht und was ich so mache.
Zuerst einmal: Es
geht mir hier sehr gut. Ich wurde von den Nonnen überaus freundlich
begrüßt und fühle mich wirklich wohl hier. Nach meiner fast
eintägigen Anreise wurde ich am Flughafen von Aurangabad abgeholt
und „nach Hause“ gebracht. Schon drei Sekunden nachdem wir
losgefahren sind, habe ich das Indien gesehen, was ich mir
vorgestellt und erhofft hatte: Überall Autos, Hupgeräusche,
Motorräder, Tuktuks, Männer in weißen Hemden, Frauen in bunten
Saris und natürlich Kühe. Bis nach Shevgaon haben wir ungefähr
drei Stunden gebraucht, die ich bis zur letzten Minute genossen habe.
Bei den ganzen Eindrücken und Geräuschen habe ich alles so intensiv
angeschaut, dass ich bestimmt kein einziges Mal geblinzelt habe. :)
Im Kloster haben mich dann die anderen Nonnen begrüßt und wir haben
gemeinsam gegessen. Kurz danach lernte ich mein Zimmer und mein Bett
kennen, dass ich keine 10 Minuten später bereits in vollen Beschlag
genommen habe. In der ersten Nacht gab es natürlich unglaublich
viele unbekannte Geräusche für mich, aber trotzdem habe ich gut
geschlafen und am nächsten Tag dann etwas ausgeschlafener alles noch
genauer kennengelernt.
Einen Tag später
hatte ich meinen ersten Dienst im Kreißsaal. Natürlich muss man
sagen, dass alles, wie ihr euch schon vorstellen könnt, ganz anders
abläuft, als in Deutschland. Es gibt einen großen delivery room, in
dem 8 Betten stehen. Hier wird alles gemacht. Geburten,
CTG-Kontrollen, Kaiserschnittvorbereitungen, Erstversorgung des
Kindes,...alles halt. Auch hier wurde ich
freundlich empfangen. Kreißsaal und Krankenhaus gefallen mir sehr
gut. Alles ist sehr sauber und hell. Obwohl die Menschen hier nur so
wenig zur Verfügung haben, arbeiten sie sehr akkurat und
gewissenhaft. Das sieht man auch an der Berufskleidung, den
„uniforms“. Alle Schwester tragen weiße Hemden über den anderen
Sachen, die vor jedem Dienst gebügelt werden. Das sieht sehr
ordentlich aus. Überhaupt haben Krankenschwestern und Hebammen hier,
meiner Meinung nach, ein sehr hohes Ansehen. Die Geburtshilfe ist
hier natürlich ganz anders, als ich es aus Deutschland kenne. Darum
beobachte ich meistens alles und versuche irgendwie, irgendwo
mitzuhelfen. Das ist aber gar nicht einfach und ich hoffe, dass meine
indischen Kolleginnen nicht an meinem Hebammenexamen zweifeln.
Schon nach drei
Tagen hier im Nityaseva Krankenhaus, habe ich viele Krankheitsbilder
und Fälle gesehen, die ich in Deutschland nie gesehen habe. Das habe
ich aber erwartet und bin darum sehr dankbar für die Erfahrungen, die
ich hier sammeln kann. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was
noch alles passiert.
Am Nachmittag und
sonntags nehmen die Nonnen mich oft mit zu Ausflügen. Am Donnerstag
waren wir zum Beispiel bei einem katholischen Fest, das zu Ehren von
Mother Mary abgehalten wurde. Für mich eine sehr interessante
Erfahrung, auch, wenn ich nichts von dem verstanden habe, was
gepredigt wurde. Trotzdem: Die Farben und Menschen und Autofahrten
und überhaupt alles hier hauen mich jedesmal aufs Neue um.
Was gibt es
ansonsten noch zu sagen?
1. Das Essen ist
herrlich und immer wieder neu. Bis jetzt genieße ich es sehr und
habe alles vertragen.
2. Das Wetter ist heiß
und regnerisch, aber angenehm. Ich denke, dass ich das Problem mit
der Kleidung auch immer mehr in den Griff bekomme. Zwar habe ich mir
mit der Unterstützung der Schwestern Sachen im Dorf gekauft, aber so
ganz zufrieden bin ich damit noch nicht. Aufgrund meiner Körpergröße
muss ich hier eine XXL tragen, die dann zwar von der Länge her
passt, aber ansonsten viel zu weit ist. Gerade mache ich einen ganz
komischen Mischmasch aus allem Möglichen, aber so richtig wohl fühle
ich mich damit nicht. Auch, weil die indischen Frauen in ihren Saris
so wunderschön aussehen und ich mich daneben fühle, wie eine
Mischung aus Riesenpinguin und Spargeltarzan.
3. Achja: leider fällt
es mir mitunter wirklich sehr, sehr schwer, das indische Englisch zu
verstehen. Wahrscheinlich wird das in den nächsten Wochen immer
besser, aber gerade ist es wirklich schwer. Und macht natürlich das
Kennenlernen nicht wirklich einfacher.
Aber alle geben sich
Mühe und reden für mich langsamer. Und es wird mit jedem Tag
besser.
Unterm Strich bin
ich hier also sehr gut angekommen, kann sagen, dass mein Kulturschock
nur sehr, sehr mild ausgefallen ist (ich habe ihn bis jetzt ehrlich
gesagt noch gar nicht als solchen erkannt) und ich mich hier im
Kloster sehr wohl fühle.
Ich bin gespannt,
wie alles weitergeht und berichte euch dann bald wieder.
Eure Sophie
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